Schüleraustausch und Auslandspraktikum in Polen vom 11.03.2018 bis zum 31.03.2018: ein Bericht von Kai Brongkoll, 3. Ausbildungsjahr
Relativ kurzfristig, vor Beginn der Reise, erfuhr ich in der Schule von diesem Projekt. Im Rahmen von Erasmus wurde uns Schülern dieser Austausch mit anschließendem Praktikum ermöglicht. Zusammen mit 2 Lehrkräften, 4 Schülern die ihre Ausbildung zum Speditionskaufmann absolvieren und einem Schüler der zur Fachkraft für Lagerlogistik ausgebildet wird, sollte ich also nach Polen reisen. Ich war mir schnell bewusst, dass ich diese Chance nutzen wollen würde und begann mich um alle notwendigen Dinge zu kümmern. Nachdem ich unsere Geschäftsleitung informierte, mir Zugtickets besorgte und alle weiteren formellen Dinge mit der Schule und meinem Praktikumsbetrieb geklärt hatte, stand der Reise nichts mehr im Wege.
Anreise nach Radom
Am Sonntag, dem 11.03., sollte die ca. 13 stündige Reise in die polnische Stadt Radom beginnen. Morgens um 8:20 Uhr starteten wir vom Paderborner Hauptbahnhof. Nachdem wir das erste Mal in Herford umstiegen, ging es mit dem ICE weiter in Richtung unserer Hauptstadt. Nachdem ich mir noch kurz einen Mittagssnack geholt habe, fuhren wir auch schon weiter mit dem Euro City von Berlin nach Warschau. An einem Warschauer Bahnhof stiegen wir das letzte Mal um. Für die letzten 100 km nach Radom brauchten wir allerdings über 2 Stunden. Der Zug älteren Baujahres hielt wirklich an jedem kleinen Bahnhof und machte sehr viele Pausen. Spät abends erreichten wir müde unser Hostel (Centrum Mlodziezy ARKA).
Einführungswoche in Radom
Montag stand unser erster Schultag an. Der Unterricht an der Zespol Szkol Ekonomicznych begann für uns um 8:50 Uhr. Also trafen wir uns gegen 7:45 Uhr zum gemeinsamen Frühstück. Eine halbe Stunde später machten wir uns zu Fuß auf den Weg zur Schule. Nach der Begrüßung durch die Schulleitung, befassten wir uns in den ersten Stunden mit der polnischen Sprache. Unsere mitgereiste Lehrerin, Frau Marks, gab uns erste Einblicke in diese, für uns Deutsche, komplex wirkende Sprache. In der dritten Stunde lernten wir das erste Mal unsere polnischen Mitschüler kennen. Vereinzelt waren diese auch schon im Rahmen des Projektes in Paderborn. Wovon ich allerdings nichts mitbekommen habe, da diese am LEBK in der Klasse der Speditionskaufleute ihren Aufenthalt verbrachten. Daraufhin sollte ein kleiner Stadtrundgang auf dem Plan stehen. Die Schüler hatten einige Sehenswürdigkeiten in der Stadt rausgesucht und brachten uns diese durch vorbereitete Texte näher. Anschließend aßen wir zusammen mit den Polen Zapiekanki. Zapiekanki ist im Grunde genommen ein Baguette, mit unterschiedlichen Belägen, das mit Käse überbacken wird.
Am Abend wurde in gemütlicher Runde Burger gegessen. In einer nah gelegenen Bar trafen wir unsere Lehrer an, mit denen wir uns über den ersten Tag und die ersten Eindrücke austauschten.
Der zweite Schultag begann wie der Erste. Diesmal benutzten wir jedoch den Bus für unseren Schulweg. Heute kamen zwei neue Unterrichtsfächer hinzu. Ergänzend zu dem Sprachunterricht brachte uns Frau Marks nun auch die Geschichte Polens näher. In den letzten beiden Stunden hatten wir nun Fachunterricht. Dieser Unterricht wurde von Herrn Kohorst komplett in englischer Sprache abgehalten. Zusammen mit den polnischen Schülern wurden wir in Gruppen aufgeteilt und bekamen Aufgaben zum Thema Speditionsprozesse.
Den Tag ließ man in einem Bowling Center ausklingen. Auch beispielsweise Billard, Darts oder Airhockey konnte man dort spielen. Einige polnische Mitschüler kamen auch und man lernte sich besser kennen.
Der Mittwoch begann, wie auch die Tage zuvor, mit einem gemeinsamen Frühstück und dem Weg zur Schule. Der Unterrichtsplan war der gleiche wie am Dienstag.
In der Schule befassten wir uns unter anderem mit dem Warschauer Aufstand 1944. Gegen 18:00 Uhr schauten wir im Hostel den gleichnamigen Film. Dieser veranschaulichte die schrecklichen Geschehnisse, die zu dieser Zeit in Warschau vor sich gingen.
Nach dem doch teilweise sehr schockierenden Film, ging man noch zusammen essen. In einem polnischen Restaurant mit einer eigenen kleinen Brauerei, beendeten wir den Tag.
Nun sollte bereits unser letzter Schultag anstehen. Gegen Mittag fand ein Fußballspiel statt. Zum Abschluss unseres Aufenthalts an der Schule, spielten wir gegen die polnischen Klassenkameraden. Auch unser Lehrer gab sich die Ehre und spielte mit. Leider verloren wir, hatten jedoch sehr viel Spaß. Anschließend beendeten wir noch unseren Fachunterricht.
Da es ebenfalls unser letzter Abend in Radom war, trafen wir uns noch mit einigen polnischen Mitschülern.
Aufenthalt in Warschau
Freitag ging es früher als gewohnt zum Frühstück. Bereits um 7:15 fuhren wir gemeinsam mit einem kleinen Bus nach Warschau. Als erstes besuchten wir dort das Muzeum Powastania Warszawskiego. Dieses Museum beschäftigt sich hauptsächlich mit den grauenhaften Auswirkungen des zweiten Weltkrieges auf die polnische Hauptstadt. Auch hier fanden sich Themengebiete, wie der Warschauer Aufstand 1944, wieder.
Gegen Nachmittag besuchten wir das Warschauer Nationalstadion. Das neu gebaute Stadion dient als Spielstätte für wichtige polnische Fußballspiele. Es finden aber auch viele andere große Events darin statt. Außerdem ist es möglich eine Seilbahnfahrt quer durch das Stadion zu machen. Dieses aufregende Angebot nutzten wir ebenfalls. Das war wirklich beeindruckend und man vergaß kurz die eisigen Temperaturen. Nach der Seilbahnfahrt besichtigten wir noch die Aussichtsplattform, bevor es zurück zum Bus ging.
Vom Stadion aus, fuhren wir zu unserer Unterkunft in Warschau. Nachdem wir eincheckten und unsere Sachen in die Zimmer brachten, trafen wir uns in der Altstadt mit den anderen. Zum Abschluss unserer gemeinsamen Zeit, planten die Lehrer ein traditionelles Essen. In einem kleinen Restaurant ließ man sich polnische Spezialitäten schmecken. Nun trennten sich leider unsere Wege. Die Polen fuhren zurück nach Radom, während wir in Warschau blieben.
Betriebspraktikum bei Klingspor PL in Bielsko-Biała
Erste Praktikumswoche
Nach einem schönen Wochenende in Warschau mit viel Sightseeing, Shopping und Essen, ging es nun für mich auf die Reise zu meinem Praktikum. Alleine machte ich mich am Sonntagmittag auf den Weg Richtung Süden des Landes. Die ca. 375 km lange Fahrt trat ich mit dem Zug an. Am späten Nachmittag erreichte ich meinen Zielort. Das PTTK Hostel ist sehr nah am Bahnhof. Daher fand ich es problemlos.
An meinem ersten Praktikumstag wurde ich um 8:15 Uhr von meiner Unterkunft abgeholt. Mein Ansprechpartner, Herr Koba, brachte mich zum Unternehmen. Zusammen mit ihm führte der erste Weg zu Herrn Gaj. Herr Gaj ist der Standortleiter vor Ort und ebenfalls in der Gesamt Geschäftsführung von Klingspor tätig. Nach der Begrüßung und der Erledigung weiterer formeller Dinge, bekam ich eine Unternehmensführung. Herr Niedziele führte mich durch alle Abteilungen außerhalb des Bürogebäudes. Ich bekam einen groben Überblick über diverse Lager- und Produktionshallen. Bevor ich gehen durfte, besprachen Herr Koba und ich meinen Praktikumsplan detaillierter.
Mein eigentliches Praktikum begann also am Dienstag. Ich fuhr mit dem Bus zur Arbeit. Ich bekam am Vortag Bustickets, mit denen ich mich während meines Aufenthalts in ganz Bielsko-Biała fortbewegen konnte. Als erstes war ich in der Einkaufsabteilung. Dort erklärte mir Frau Bialecka wie der Einkauf von Rohmaterialien (Korund, Klebstoffe, usw.) für die Produktion abläuft. Die Materialien kommen aus den verschiedensten Ländern. Infolge dessen gibt es viele Dokumente die zu beachten sind. Des Weiteren beschäftigten wir uns mit dem Ablauf des Investitionsmanagements. Vom Angebotsvergleich, bis hin zur laufenden Maschine in der Produktionshalle.
Mittwoch wurde mir das Rohmateriallager gezeigt. Auch für den Wareneingang von fertigen Produkten (beispielsweise aus Haiger) und Handelswaren, ist die Abteilung teilweise zuständig. Herr Kaznica führte mich, mit Übersetzung durch Herrn Koba, durch die Lager. Er zeigte mir die Palettenregale, sowie die Laderampen, den Kühlraum (für Chemikalien) und alle weiteren Lagerräume und -hallen. Klingspor besitzt an diesem Standort ein eigenes Labor. In diesem werden stichprobenartig neu angekommene Rohstoffe getestet. Dieses besichtigten wir nach der Mittagspause.
Am darauf folgenden Tag brachte mir Frau Pisarek den Aufgabenbereich der Exportabteilung näher. Diese Abteilung beschäftigt sich hauptsächlich mit der Belieferung von Klingspor Zweigstellen. Allerdings steuert sie auch teilweise den direkten Verkauf an Kunden in östliche Länder. Ähnlich wie beim Einkauf von Waren, sind auch hier verschiedenste Dokumente und Zertifikate zu beachten.
Abends schaute ich Fußball. Im heimischen Stadion fand ein U20 Nationalmannschaftsspiel statt. Das Freundschaftsspiel zwischen Polen und England gewannen die Jungs von der Insel mit 0:1.
Den Freitag verbrachte ich in der Produktion. Hier wurden mir alle Arbeitsschritte erklärt die zur Fertigung von Schleifpapier notwendig sind. In der Grundproduktion entstehen riesige Schleifpapierrollen (Jumborolls). Diese dienen als Grundlage für fast alle Endprodukte die in Bielsko-Biała hergestellt werden. Zudem erhielt ich einen Einblick in die Produktionsplanung. Hier wird beispielsweise der Produktionsplan für die einzelnen Schichten (es wird in drei Schichten gearbeitet und gefertigt) erstellt.
Wochenende
Am Wochenende blieb ich in Bielsko-Biała. Denn hier gibt es eine Menge zu sehen. Ich schaute mir das Schloss, den alten Marktplatz, den Dom, das Theater und das Rathaus genauer an. Bielsko-Biała liegt am Fuße der Beskiden. Diese Gebirgszüge sind am Rande der Stadt deutlich zu erkennen. Herr Koba empfiehl mir mit dem Bus bis zu einem Skilift zu fahren, um den Ausblick über die Stadt genießen zu können. Ich folgte seinem Rat und konnte das ganze Stadtgebiet überblicken. Obwohl es doch etwas nebelig war, war der Anblick sehr eindrucksvoll.
Zweite Praktikumswoche
Die letzte Woche startete für mich ebenfalls in der Produktion. Nachdem ich am Freitag gelernt hatte wie die Jumborollen hergestellt werden, ging es für mich nun in die Endproduktion. An diesem Standort werden größtenteils Schleifbänder, Schleifbögen, Schleifrollen und Schleifpads produziert. Verschiedene Schneid- und Stanzmaschinen bringen das Schleifpapier in die gewünschte Form. Anschließend werden die Produkte verpackt (teilweise halb automatisch) und für die Logistikabteilung bereit gestellt.
Von Dienstag bis Donnerstag durchlief ich die Logistikabteilung. Herr Nowak führte mich zu Beginn durch das riesige Hochregallager. Er zeigte mir die räumliche Aufteilung der Halle und die Bearbeitung von Bestellungen. Hier werden nicht nur Waren eingelagert die hier produziert werden. Auch Waren, aus beispielsweise Deutschland, der Ukraine oder China, werden hier zwischengelagert. Dieses Logistikcenter versendet Produkte in die ganze Welt. Es ist eines der wichtigsten Versandorte für die gesamte Klingspor-Gruppe.
Am Mittwoch habe ich diesen Bericht weitergeschrieben. Im Lager war zu viel zu tun. Herr Koba und ich nutzten die Zeit, um uns die Zollstelle in der Nähe anzuschauen. Dorthin fuhren wir mit einem Firmenwagen (ca. 15 km). Alle Zollgeschäfte für Klingspor PL übernimmt ein Büro direkt neben der Zollstelle. Wir trafen den Manager und redeten über seine Aufgaben und die Dokumente die dort anzufertigen sind.
Donnerstag zeigte mir Herr Nowak die restlichen Aufgabenbereiche des Logistikcenters. Ich verabschiedete mich bereits heute von einigen Mitarbeitern, da viele am Freitag Urlaub hatten.
Der letzte Tag stand an. Ich blieb nur kurz im Unternehmen um meinen Bericht zu beenden und um mich von Herrn Koba zu verabschieden. Ich überreichte ihm ein kleines Geschenk und bedankte mich für seinen Einsatz.
Rückreise nach Paderborn
Nun waren die drei Wochen in Polen bereits vorbei. Am Morgen verließ ich das Hostel und ging zum Bahnhof. Erster Zwischenstopp meiner langen Reise war Posen. Von dort aus ging es weiter nach Berlin. Dort nutzte ich meinen Aufenthalt um mich für die restliche Strecke zu stärken. Mit dem ICE ging es von der Hauptstadt nach Herford. Die letzten Kilometer von Herford nach Paderborn vergingen wie im Flug. Erschöpft erreichte ich am späten Abend Paderborn.